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Diary

Tagebuch

 

Here we will let you participate to our stay in Port Moresby.

 

Hier lassen wir Sie an unserem Aufenthalt in Port Moresby teilhaben.

 

 

Crowne Plaza
Hotel Port Moresby
Papua New Guinea

 

04.05.2008   Ouverture

 

Morgen ist Schluß mit dem unvergnüglichen Leben zwischen Pool und Meeresfrüchtebuffet. Exakt 13:00 Uhr holt mich mein Fahrer ab, um mich zum neuen Airport Suvarnabhumi nach Bangkok zu bringen. Dieser allein ist schon die Reise wert. Im Vergleich dazu ist Rhein/Main in Frankfurt eine abartige, drittklassige Massenflugabfertigungsanlage. Mit TG 409 geht es dann nach Singapur, wo erst das eigentliche Abenteuer beginnt: Denn dann geht es mit Air Niugini Flug PX 393 weiter nach Port Moresby, wo die Landung nach mehr als 6 Stunden für 5:25 Uhr Ortszeit (GMT +9) vorgesehen ist – wenn alles gut geht! Vor ein paar Wochen nämlich mußte eben diese Maschine aus Singapur nach Cairns (Australien) ausweichen, da die Papus nächtens die Runway Befeuerung kurzerhand geklaut hatten. Deshalb war eine Landung erst nach Tagesanbruch möglich. Glücklicherweise handelt es sich bei den Air Niugini Maschinen um Airbusse, die in Zusammenarbeit mit der TAP, der nationalen portugiesischen Gesellschaft, betrieben und gewartet werden. Also geniessen sie allein deshalb schon einen guten Ruf in der Region.

 

Am Flughafen in Port Moresby werde ich dann im übernächtigten Zustand hoffentlich nicht von einer Gruppe spärlich bekleideter Eingeborener mit einem „Singsing“ empfangen. Solches wurde mir nämlich seitens eines unserer Kontaktmänner vor Ort angedroht, der urplötzlich letzte Woche über Rufumleitung auf meinem Handy hier in Thailand landete: Ein PNG Parlamentarier war kurzfristig auf diese gloriose Idee gekommen. An dieser Stelle möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass wir natürlich nicht vorhaben, uns von irgendeiner politischen Gruppierung oder etwa von Einzelpersonen vereinnahmen zu lassen. Als ESBC haben wir unsere eigenen Interessen zu vertreten. Diese können zwar hier und da mit den Interessen anderer deckungsgleich sein, müssen es aber nicht.

 

So, nun zu den praktischen Dingen: Ich habe nicht die geringste Ahnung, welche technischen Möglichkeiten im Crowne Plaza Hotel (hier findet auch die HV statt) in Port Moresby gegeben sind. Zwar hoffe ich zuversichtlich, dass mir ein Hochgeschwindigkeits-Internetzugang möglich ist, sicher bin ich da indes nicht. Zur Not liegt unsere Unternehmenszentrale genau gegenüber, so dass ich im schlimmsten Fall unserem Company Sekretär Paul Coleman seinen Arbeitsplatz streitig machen werde. Besser wäre es natürlich, schon vom Hotelzimmer aus alles Nötige erledigen zu können. Zwei anderweitige Anfragen meinerseits an das Hotel wurden gar nicht erst beantwortet. Ihr seht: das läßt sich alles schon recht gut an!

 

Denen, die gerne „online“ dabei sein möchten, rate ich deshalb, regelmäßig diese Internetseite anzuklicken. Im schlimmsten Falle werde ich nur Mails schicken können und die Texte und Fotos erst später auf der Seite einstellen können. Also bitte nicht entäuscht sein, wenn nicht alles von da unten aus so klappt, wie es sollte. Swen, Marcel und ich geben unser Bestes! Jedoch: Erwartet also bitte nicht von uns, dass wir leichtfertig für Euch unser Leben aufs Spiel setzen und uns in unkalkulierbare Gefahren begeben. Den mir unlängst schon angedrohten Suppentopf habe ich nämlich keineswegs vor, von innen zu besichtigen! Für diejenigen, die es noch nicht gehört oder gelesen haben: Port Moresby zählt zu den gefährlichsten Pflastern der der Welt. Zumindest ich werde das Hotel nicht mehr nach Einbruch der Dunkelheit verlassen.

 

Ach ja: Die Malaria Prophylaxe beginnt schon heute!

 

06.05.2008   Angekommen.

 

 

Das Umsteigen in Singapur war ein Genuss. Nur 150 Meter trennen mein Ankunfts- von meinem Abfluggate. Selbst im riesigen, durchorganisierten Changi Airport dürfte das wohl eher ein glücklicher Zufall gewesen sein. An Bord von Air Niugini Flight 393 die erste Überraschung: Die Flugbegleiterinnen und der einzige Steward waren selbst auf den zweiten Blick schwerlich zu identifizieren. Selbst bei gutem Willen und unter Anrechnung der Tatsache, dass mein Auge durch die allzu zierlichen Thai Airways Grazien verwöhnt war, diese Damen waren ohne Übertreibung deftige Matronen, teils mit Schnäuzerchen versehen, stämmig und gesamt zu fett. Behände erledigten sie den Service im flinken Vorbeilaufen. Dafür war das Essen passabel, sogar genießbar.  Nach guten sechs Stunden dann die Landung im wabernden Tropennebel.

 

 

„Welcome to paradise“ in der Immigrationshalle macht neugierig, sollte aber wohl eher als Drohung begriffen werden. Mein Handy versagte demzufolge auch seinen Dienst. Kein Wunder: Verantwortlich für Telekommunikation ist der Sohn des derzeitigen, ständig in Korruptionsaffären verstrickten PNG Ministerpräsidenten, Sir Michael Somare, der erst gar keine Roamingverträge mit anderen Gesellschaften abschließt. Deshalb: Fehlermeldung! Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm.

 

 

Der Eintritt ins Paradies kostet 100 Kina (zirka 25 Euro) Visagebühr. Nachdem ich dann den Shuttlebus des Hotels entdeckt hatte, durchzuckte es mich. Mein Laptop war weg! Glücklicherweise hatte ich im Zollbereich vergessen, ihn auf mein Wägelchen zu laden. So stand er da noch vereinsamt am Immigrationschalter. Glück gehabt!

 

Auf der Fahrt ins Hotel, rechts und links, teils Barfüssige auf dem Weg zur Arbeit. Öffentliche Verkehrsmittel scheinen hier wohl nicht zu existieren oder aber zu teuer zu sein.

 

 

Das Hotel liegt im Nobelviertel von Port Moresby, das allerdings wenig nobel ist. Ein paar Verwaltungskästen mit Blick auf den Container Hafen oder umliegende Hügel sowie eine wenig einladende Bebauung mit etwas grün dazwischen. Jedoch: Bougainvillea überall! Und mittendrin im Getümmel: Bougainville Copper Ltd. in einem repräsentativen Minitower in türkisgrün.

 

 

Check-in: „Kein Zimmer frei“, beschied mich dreist die Rezeptionistin bis sich herausstellte, dass sie mich für einen gewissen Mr. Stone hielt. Als ich ihr etwas entnervt klar gemacht hatte, wer ich bin und in welcher Funktion ich hier war, wurde sie urplötzlich scheißfreundlich und gab mir das bestellte Zimmer. Katastrophe! Es war ein Saustall! Also: Reklamation. Ein neues Zimmer war umgehend gefunden. Aber auch das nicht seinen Preis wert. (immerhin doppelt so teuer wie in Bangkok oder Singapur im vier bis fünf Sternesegment!) Also: wieder Reklamation. Und siehe da, plötzlich bekam ich ein einfaches, aber immerhin sauberes Zimmer auf der Executive Etage, in dem sogar über Wifi die Internetanbindung funktioniert.

 

 

Kaum im Zimmer angekommen, meldete sich schon der hiesige deutsche Konsul, Herr Eberhard Pfeiffer (ein Düsseldorfer), und erkundigte sich schmunzelnd nach meinen ersten Eindrücken. Meine Ausführungen ließen ihn unbeeindruckt. Kein Wunder: schließlich ist er ja ein Kenner der Lage hier. Wir treffen uns heute Abend. Um 17 Uhr habe ich mich noch schnell mit Eric Tapakau , einem Journalisten des Post-Courier verabredet. Er stammt aus Bougainville und seine Mutter ist Landownerin in Panguna. Sie arbeitet in verschiedenen Gremien und steht – welch Glück – auf unserer Seite.

 

 

nachmittags

 

Nachdem ich mich von den Flugstrapazen ein wenig erholt hatte, habe ich zunächst einmal ein paar Fotos von der Umgebung gemacht, die jetzt auch schon online stehen. Da unsere Firma nur um die Ecke liegt, dachte ich mir, es sei gut mal dort einen Überraschungsbesuch abzustatten. Ich erwischte unseren Company Secretary dabei, wie er Peter Taylor s HV-Erklärung redigierte. Leider durfte ich keinen Blick darauf werfen. Wie ärgerlich. Offenbar hatte Paul mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass ich ihm leibhaftig auf die Pelle rücke. Leider ging es unverrichteter Dinge dann wieder ins Hotel zurück, wo pünktlich wie ein Preuße, Eric Tapakau zu einem ersten Gespräch wartete. Eric ist 33 Jahre alt und hat – wie auch ich – Übergewicht. Das verbindet. Eric ist Chefreporter Wirtschaft des Post-Courier, der auflagenstärksten Tageszeitung hierzulande. Die beste Nachricht kam zuerst: In einem Zweiteiler veröffentlicht er morgen und übermorgen ein Interview, das er schriftlich mit mir vor ein paar Tagen geführt hat. Unmittelbar vor der Hauptversammlung ist das natürlich ein Knüller.

 

Mitten in unserer angeregten Diskussion tauchte urplötzlich Lawrence Daveona auf und fiel mir buchstäblich um den Hals. Lawrence ist einer unserer Uraltfreunde, den Marcel vor Jahren auf Vermittlung von Swen Lorenz hin aufgetan hat. Deshalb soll auch er mal einige Worte zu ihm verlieren, wenn er morgen ankommt. Übrigens: eine Enttäuschung gibt es auch zu vermelden: Swen Lorenz , der ursprünglich mit Marcel zusammenreiste, musste kurzfristig zurück nach Europa. Das ist besonders deshalb betrüblich, weil ich mir von ihm einige freche Fragen während der HV erhofft hatte, die in Zusammenhang mit seinen in seiner Studie veröffentlichten Erkenntnisse stehen. Schade.

 

Abends wurde es dann offiziell: Der Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland, Herr Eberhard Pfeiffer , machte mir seine Aufwartung. Wer indes glaubt, dass die Bundesrepublik hier von einem beamtenartigen Langweiler vertreten würde, täuscht sich gewaltig. Eberhard Pfeiffer ist eher eine Art bundesdeutscher Crocodile Dundee, so weit man sich so etwas überhaupt vorstellen kann. Er lebt circa 50 Kilometer von Port Moresby entfernt im Urwald auf einem Anwesen, auf dem er Marmelade aus seinen Ananaskulturen kocht und Erdnüssen anbaut. Sein Leben sei zwar, so meint er, recht pittoresk, jedoch nicht ganz ungefährlich. Dabei kann es auch schon einmal vorkommen, dass er von Eingeborenen überfallen wird und sich mit denen prügeln muss. Ansonsten genießt der stattlich-sportliche 1 Meter 94 Hüne seine Einsiedelei bei Opernmusik.

 

07.05.2008   Tag 2

 

Zugegeben: Es schmeichelt schon, wenn man morgens seinem eigenem Konterfei im Aufmacherartikel der Wirtschaftsseite einer großen Tageszeitung ins Gesicht schaut. So ging es mir heute. Unser Freund Eric Tapakau hatte tatsächlich das mit mir geführte Interview an dieser prominenten Stelle ins Blatt gehoben. Fortsetzung folgt morgen. Beide Teile sind dann auch in der Presseschau zu besichtigen – allerdings ohne Foto. Und das ist auch gut so.

 

Hauptereignis des Vormittags: Ausspannen diesmal ohne Pool, denn der ist nur eine Pfütze von 50 cm Wasserstand – lächerlich! Um 11:45 Uhr „Business-Lunch“ mit Paul Coleman und unserem Direktor Bruce Alexander, der morgen leider aus Altergründen aus dem Vorstand ausscheidet. Alexander, von Hause aus Bankier, ist so erfrischend anders als unsere Miningspezialisten, die sich nach wie vor schwer damit tun, zu verstehen, dass Aktionäre nach mehr Einfluss begehren können. Meine Erklärung für mein vollkommen unerwartetes Auftauchen bei Paul Coleman in der Unternehmenszentrale gestern, lautete denn auch wie folgt: „Der Bräutigam müsse doch auch das Recht haben, die Braut mal ungeschminkt zu sehen.“ Dem guten Paul entrang diese, meine Deutung indes nur ein gequältes Lächeln. Verständlich. Über Jahre hinweg haben unsere Freunde schließlich alles unter sich ausgemacht. Langsam aber sicher scheint sich da eine Vertrauensbasis aufzubauen, die in der Zukunft noch von Nutzen sein kann.

 

Am Nachmittag dann zwei Gespräche mit Intellektuellen (das ist kein Witz!) aus Bougainville, die hier in Port Moresby arbeiten. Mein bislang zunehmender Eindruck, wir hätten dort auf der Insel fast nur mit Wilden zu tun, die bis an die Zähne bewaffnet sind, verflüchtigte sich sehr schnell, wofür ich beiden wirklich zu großem Dank verpflichtet bin.

 

Dann gegen 6 Uhr abends war das wohl spektakulärste Ereignis de Tages angesagt: Eine Gruppe von Panguna Landeignern, die gleichzeitig auch Aktionäre von BCL sind. Das sind ein paar lustige Burschen, die ich – hoffentlich – überzeugen konnte sich sehr viel aktiver für die Wiedereröffnung der Mine einzusetzen. Zu uns stieß dann, oh Freude,  Marcel, den die nahezu 40 Stunden lange Reise eigentlich hätte viel geräderter ausschauen lassen müssen. Schon seit langem mutmaße ich, dass irgendwann einmal in grauer Vorzeit eine Wildsau durch seinen Stammbaum geflitzt ist.

 

Gegen 7: 30 Uhr dann Abendessen mit Konsul Pfeiffer im hiesigen Hotelrestaurant, das wirklich einen Vergleich mit europäischen Kollegen nicht zu scheuen braucht. Nach ein bis zwei Absackern später in der Hotelbar jetzt wieder bei der Arbeit und Ärger darüber, dass die Prepaid-Internetkarte zu 100 Kina (ca. 25 Euro) schon nach gut einem Tage aufgebraucht war. Aber, was tut man nicht alles für die Lieben daheim in Europa. Ach so, wen wird es erstaunen, im Laufe des Tages ereilte mich ein Anflug Montezumas, den ich wirkungsvoll therapiert habe. Hoffentlich auch nachhaltig! Der Chefsalat heute zu Mittag war wohl doch nicht die beste Wahl!

 

08.05.2008   Tag der Wahrheit?

 

Hi Nekro hier

 

Möchte Axel mal etwas entlasten und auch meine Eindrücke hier reinschreiben. Nach Gesprächen mit Sam Akoitai, Ex-Miningminister PNGs und Panguna Landowner sowie Leo Henett, Ex-Parlamentsabgeordneter Bougainville´s (welcher 1989 die Revision des Bougainville Copper Agreements ausgehandelt hatte, das von PNG jedoch nicht ratifiziert wurde) standen Unterredungen mit Lawrence Daveona und einigen Mitgliedern seines über 5000 Mann umfassenden Landownerclans auf dem Programm.  Dabei drehte sich alles um die Möglichkeiten einer kurzfristigen Wiedereröffnung der Pangunamine. Alle stimmen überein das alte BCA zu übernehmen und nur in den relevanten Teilen upzudaten, damit es schneller ratifiziert werden kann. Zur HV gibt es nachstehend einen ausführlichen Bericht von Axel.

 

Bei meinem späteren Besuch des Marktes, konnte ich dann einige Einheimische live beim gegenseitigen Flöhefangen beobachten. Dass dabei gleichzeitig Fische bei 30 Grad Hitze auf Bananenblättern auf dem Boden liegend angeboten werden, (von denen alle paar Minuten mal die Fliegen mit dem Hut verscheucht werden) gibt so richtig Appetit einige dieser Leckereien an einer Strassengarküche zu versuchen. Da ich jedoch in 4 Stunden schon wieder abreise habe ich leider nicht die Zeit den Tag auf einem Original PNG Stehklo zu verbringen und so musste ich mir dieses Vergnügen leider verkneifen ;-((    - So, und nun wieder zu Axel:

 

Lawrence Daveona ist schon eine Marke für sich: Man könnte ihn auch als menschliche Buschtrommel bezeichnen. Nicht nur, dass er für seine Landownermannen das Kindermädchen spielt, hat er ganz nebenbei nicht etwa Hinz und Kunz, sondern Einflussträger von Rang und Namen zusammengetrommelt wie etwa den ehemaligen PNG-Parlamentarier Leo Hannett, Ex-Miningminister Sam Akoitai sowie den stellvertretenden Minister für Mining.

 

Eine Hauptversammlung von Bougainville Copper darf man sich – zumindest seitens der Einheimischen – eher als eine Art Familienfest vorstellen: Da sind Väter und Söhne, Cousins und Cousinen, Schwäger und Schwägerinnen, Onkel und Tanten, Neffen, Nichten und natürlich Nachbarn versammelt. Dass dabei nicht schon längst Erbkrankheiten wegen Inzucht grassieren grenzt nahezu an ein Wunder. Insgesamt ein buntes Häuflein ganz manierlicher Zeitgenossen, die einen großen Fehler begangen haben: Sie haben zugelassen, dass Terroristen das Bild ihrer Insel in der Öffentlichkeit nachhaltig geprägt haben.

 

Erstaunlich auch das, was dann so ganz nebenbei berichtet wird: Zu Zeiten von Bougainville Copper sei das Leben auf der Insel nahezu paradiesisch gewesen und bei dem größten kriegerischen Zusammenstoß seien gerade einmal 25 Leute ums Leben gekommen. Das hört sich natürlich ganz anders an, als die 10 bis 20 Tausend Toten über die überall berichtet wurde. Tatsächlich dürfte die Ziffer derer, die durch fremde Hand ums Leben kamen bei nur etwa 1000 bis 2000 Personen liegen. Die restlichen annähernd 20 Tausend starben wegen mangelnder medizinischer Versorgung an Krankheiten etc. während der Blockade durch PNG. Zugegeben: Selbst die 25 Toten des blutigsten Auseinandersetzung sind 25 Tote zu viel. Gemessen aber an anderen bürgerkriegähnlichen Vorfällen wie etwa im Kosovo ist das fast schon nicht erwähnenswert.

 

Auch wird inzwischen endlich eingeräumt, dass nicht etwa ein unverantwortliches Mining seitens BCL zu den Auseinandersetzungen geführt habe, sondern schlicht und ergreifend die Tatsache, das PNG die Insel und ihre Menschen nicht am finanziellen Erfolg der Pangunamine teilhaben ließ.

 

Für helle Aufregung indes sorgt das derzeitige Verhalten von Präsident Kabui und einiger seiner Freunde in der Autonomen Regierung von Bougainville. Klammheimlich hat er weitreichende Verträge mit der dubiosen Invincible Resources geschlossen. Zwar tangieren diese in keiner Weise die BCL Interessen, jedoch fühlen sich die Bürger Bougainvilles hintergangen und für einen Apfel und ein Ei billigst verscherbelt. Das scheint tatsächlich auch so zu sein.

 

Angesichts einer solchen Gemengelage juckt es mich natürlich, mit Worten eingreifen zu wollen, ich lege mir aber Zurückhaltung auf. Wenn ich um meine Meinung gefragt werde, erkläre ich immer wieder, dass die Bürger Bougainvilles sich in solchen Fragen selbst Gehör verschaffen müssen. Allenfalls gebe ich Tipps, wie das zu bewerkstelligen ist, ohne dabei Blut zu vergießen.

 

Die Eröffnung und der Verlauf der Hauptversammlung waren, gemessen an europäischen Standards, eher gewöhnungsbedürftig. Quasi von vornherein erklärte Peter Taylor , er habe nur wenig Zeit, ratterte dann sein Statement herunter und ließ dann Fragen zu. Uns Europäern wurde sogar die Ehre einer besonderen Begrüßung zuteil. Vier unserer 22 Fragen wurden, zumindest ansatzweise beantwortet, die schriftliche Beantwortung aller Fragen wurde mir für die nächste Woche avisiert. Deshalb möchte ich mich hier nicht damit aufhalten, die Antworten zu rekapitulieren und verweise auf deren Veröffentlichung nach Eingang an dieser Stelle.

 

Überraschend, und das sei hier hervorgehoben, das Gelöbnis der Besserung Peter Taylor s in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Man wolle sich zukünftig darum bemühen, die Kommunikation mit den Shareholdern aber auch in Richtung Bougainville zu verbessern.

 

Einen besonderen Knüller brachten die Landowner, die  - zugegeben auf meine Ermunterung hin – verkündeten, sie wünschten die Rückkehr von BCL nach Bougainville. Leider war diese Kernaussage nicht besonders glücklich verbal verpackt, so dass sie in ihrer Tragweite ein wenig unterging.

 

Demzufolge beriet ich die Landowner dahingehend, wie sie diese für uns so wichtige Forderung einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen können. Ich hoffe zuversichtlich, das geschieht in den nächsten Tagen.

 

Die Landowner wenigstens baden schon einmal in einem Meer der Glückseeligkeit, ob zu Recht vermag ich zum momentanen Zeitpunkt noch nicht sagen.

 

Manchmal ist die Arbeit, die Marcel und ich hier leisten, schon ein wenig mühselig aber sie macht Spaß. Wenn nun noch steigende Kurse diesen Spaß erhöhen: was will man mehr?

 

Beim Tagesausklang im Restaurant erfuhren wir dann, welch wichtiger Termin den guten Peter zur Eile getrieben hatte: Feuchtfröhlich saß da der ganze Vorstand am Nachbartisch zusammen und feierte den Abschied von Bruce Alexander von seinem Direktorenjob. Das Bild ist in der Bildersammlung zu besichtigen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

09.05.2008   The day after.

 

Rick’s Café in „Casablanca“ ist eine Legende, eine Filmlegende. Dieses Hotel, seine Bar, seine Atmosphäre haben etwas durchaus Verwandtes mit jenem marokkanischen Etablissement in dem Humphrey Bogart mit Ingrid Bergmann flirtete. Natürlich gibt es hier auch einen Sam am Klavier, aber das ist nicht das Wesentliche. Vielmehr die bunte Mischung von Menschen aller Herren Länder, die hier ihre Geschäftskontakte knüpfen, vermischt mit den Einheimischen die aufgeregt herum wieseln oder aber gemessenen Schrittes einherschreiten, ist schon beeindruckend. Da rempelt der ausgetrocknet klapprige Jurist, der aus Australien kommend, hier irgendwann hängen geblieben ist, fast eine weibliche, orientalische Tonne von mindestens siebzig Jahren an, die es als besonders schick empfindet, sich täglich in ein anderes, unifarbenes schweres Seidentuch zu wickeln. Der üppige Seidenglanz des Gewandes umspielt ihre Speckrollen zudem geradezu genüsslich. Nebenan sitzen ehemalige Collegeboys auf ihrem ersten Auslandseinsatz. Ein Stück weiter eine einheimische Familie mit kulleräugigem Nachwuchs. Kurzum: Das Crowne Plaza ist eine Art Edelgefängnis, aus dem man besonders nach Einbruch der Dunkelheit nicht auszubrechen versuchen sollte: Denn draußen, hinter den Hohen Gittern und der Sperre von Wachpersonal inklusive Rottweiler, lauert die Gewalt, durch die man sich seinen Weg allenfalls in einem hermetisch verschlossenen Fahrzeug bahnen könnte. Obwohl in Ausstattung und Komfort gerade mal mit einem Holiday Inn in Europa vergleichbar, riecht es hier förmlich nach Geld. Geschäftemacher, seriöse wie unseriöse, finden hier ihre Drehscheibe. Mag sein, dass das Crowne Plaza nur deshalb so bestechend ist, weil in diesem Land ohne Bestechung fast nichts, mit Bestechung aber fast alles möglich ist. Mit einer Ausnahme: einem gemütlichen Verdauungsspaziergang am Abend.

 

Nachdem ich letzte Nacht bis sechs Uhr morgens noch am Computer hockte, bevor ich nahezu völlig entkräftet in meine „Koje“ fiel, stand ich erst gegen zehn Uhr auf. Vier Stunden Schlaf, welch ein Luxus! Dann um elf ein erstes Gespräch mit Journalisten bevor ich gegen halb zwei von Konsul Pfeiffer aufgesammelt wurde, der mich zu meinem Gespräch mit den stellvertretenden Premierminister, der auch in Personalunion Minister für Mining ist, brachte. Nach halbstündigem Warten in einem heruntergekommenen Konferenzzimmer empfing mich dann Dr. Puka Temu betont freundlich obwohl ihm die Strapazen seines Doppelamtes deutlich ins Gesicht geschrieben standen. Von Hause aus Arzt, ist er ja auch nicht gerade ein ausgefuchster Politikprofi. Ihm eilt allerdings der gute Ruf voraus, einer der wenigen seriösen Ansprechpartner in der Regierung Somare zu sein. Das beruhigt. Nachdem ich die Arbeit und die Ziele des ESBC erläutert hatte und ihm zudem unsere Bedenken bezüglich des ABG und seines Präsidenten kundgetan hatte, erläuterte mir Dr. Temu seine Sicht der Dinge, die eigentlich eher der Beschreibung eines politischen Hürdenlaufs denn einer pragmatischen Herangehensweise entsprachen. Demzufolge waren auch die von ihm benutzten Vokabeln jene, die wir nun schon seit Jahren kennen. Ohne „sensitive“ und „reconsiliation“ scheint in diesem Land überhaupt nichts erreichbar zu sein. Für die nächsten Monate sieht der stellvertretende Premierminister spürbare Fortschritte bezüglich unseres Anliegens als sehr wahrscheinlich an. Insgesamt also ein erfreuliches Gespräch, wenn es sich auch vornehmlich um den Austausch von Freundlichkeiten handelte. Immerhin werden die Europäischen BCL-Aktionäre selbst auf höchster Regierungsebene mit Anerkennung bedacht.

 

Auf dem Rückweg vom Ministerium überraschte mich Eberhard Pfeiffer mit einer Stadtrundfahrt, die mir sowohl die Sonnen- als auch einige Schattenseiten von Port Moresby nahebrachte. Wären da nicht die Unzulänglichkeiten einer Hauptstadt eines Landes der Dritten Welt, gälte die Stadt wegen ihrer Lage, ihres Klimas und ihrer landschaftlichen als eine der schönsten der Welt. Optische Impressionen sind in der Diaschau zu besichtigen.

 

Nach weiteren Gesprächen am Abend dann ein Empfang der Europäischen Union hier im Hause, der – welch Zufall -  von einer Folkloregruppe aus Bougainville untermalt und übertönt wurde. Konsul Pfeiffer, der mir das Entree verschafft hatte, stellte mich einigen interessanten Gesprächspartnern vor, darunter auch der französische Botschafter, mit dem ich dann endlich auch wieder in meiner zweiten Muttersprache reden konnte. Auf Dauer nur Englisch zu sprechen, ist ein wenig nervig. Keine Ahnung warum. Überraschend war, wie viele der mir vorgestellten Personen mich schon kannten. Entweder hatten sie von mir in der Zeitung gelesen oder aber sie hatten mich im Fernsehen entdeckt. Ich selbst habe mich nicht gesehen. Sei’s drum.

 

 

10.05.2008   Samstag.

 

Endlich mal ausschlafen, dachte ich. Doch dann schrillt das Telefon. Lawrence am Apparat. Die Landowner reisen ab. Ich also in die Klamotten und zur Verabschiedung. Prompt läuft mir Anil über den Weg, der mich noch an die Bar zerrt. Fish 'n Chips seien gut, empfiehlt er, worauf hin ich seinem Rat folgend diese dann als Frühstücksersatz akzeptiere. Danach überfällt mich die große Müdigkeit. Also zurück auf's Zimmer und auf's Bett gelegt. Gerade ein wenig eingedöst, da klingelt das Telefon schon wieder. Ilya Gridneff von Australian Associated Press ist dran: Ob wir denn unser Interview von Sonntag vorziehen könnten. Konnten wir. Im Handumdrehen war es dann Abend und Eberhard Pfeiffer holte mich zum Abendessen ab. So ging's dann nach Waigani wo wir vorzüglich - natürlich hinter Gittern und beschützt von drei Wachleuten - unser Abendessen in einem italienischen Restaurant einnahmen. Für mich standen Spaghetti Carbonara auf dem Speiseplan, denn diese versuche ich auf meinen Ausflügen in die weite Welt stets in unterschiedlichen Gaststätten zu verkosten. Obwohl sie an diesem Abend sehr gut waren, führt für mich nach wie vor das Restaurant "Tullio" in Köln-Marienburg die lukullische Rangliste an. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil ich dort früher einmal gewohnt habe.

 

Dann wieder ins Hotel und ein Farewell-Drink mit Eberhard Pfeiffer an der Bar. Jetzt, um 2 Uhr morgens passiert gerade das, was mir Ilya Gridneff prophezeit und Eberhard Pfeiffer bestätigt hatte: Vor dem Hotel ist eine Massenprügelei unter besoffenen Papus ausgebrochen - inklusive erheblicher Brüllerei der Männer und gellender Schreie der umstehenden Frauenzimmer. Von Polizei keine Spur. Gute Nacht Port Moresby.

 

11.05.2008   Sonntag

 

Nach den handgreiflichen Aufregungen der vorangegangenen Nacht hat Port Moresby vormittags offensichtlich seinen Rausch ausgeschlafen. Anders gesagt: es war auffallend ruhig und gesittet. Gegen 11 hatten Anil und ich uns noch einmal verabredet, um eine „tour d’horizon“ abzuhalten, bevor er sich auf den Weg nach Australien machte. Abends dann noch ein Abendessen mit Erik Tapakau vom Post-Courier, der mit seiner Frau ins Hotel kam. Aufregendstes Ereignis des Tages war der totale Ausfall jeglicher Internetverbindung, der das Hotel und seine in ihm eingesperrten Gäste in einen seltsamen Zustand der Entrücktheit vom Rest der Welt versetzte. Erste Versuche Ansichtskarten zu erwerben sind ohne Erfolg. Einzige Kommunikation nach außen: das normale Telefon. Vorgewarnt von Marcel, der höllische Telefonkosten verursacht hatte, habe ich mir Selbstbeschränkung auferlegt. Das war auch gut so. Die knapp zwei Minuten, die ich mit Singapur telefoniert habe, schlugen schon mit drei Euro zu Buche. Ein stolzer Preis, der durchaus mit den üppigen Internetgebühren konkurrieren kann, die an diesem Tage ja eben nicht anfielen.

 

 

 

12.05.2008   Tag des Abschieds von PNG

 

 

 

Kofferpacken ist wirklich das Übelste auf langen Reisen, so auch an diesem Tag, zumal sich Sam Akoitai , der ehemalige Miningminister und große BCL-Befürworter für 10 Uhr angesagt hatte. Da nunmehr auch die letzten AGM Besucher das Weite gesucht hatten und auch ich nur noch wenige Stunden bis zu meinem Abflug hatte, konnten wir in aller Ruhe anderthalb Stunden ungestört reden. Eine wahre Wohltat. Sam bestätigte mir, dass er vorhabe, sich im Frühjahr 2010 um die Präsidentschaft in Bougainville zu bewerben. Das wusste ich zwar schon vorher, seine Bestätigung war mir indes wichtig. Gestattete die Lage es mir, Wunschträume haben zu dürfen, wäre Sam auf meiner Wunschkandidatenlisten an oberster Stelle. Zwar kann man in PNG nicht gänzlich ausschließen, dass ein Kandidat, ist er erst einmal im Amt, auch für sich und die Seinen sorgt: Sam macht auf jeden Fall einen hochseriösen Eindruck und bislang sind über ihn noch nicht einmal Ansätze von Gerüchten in Sachen Bestechlichkeit aufgekommen. Immerhin. Nachdem Sam Akoitai gegangen war, machte sich unser Freund Lawrence Daveona besonders dadurch verdient, indem er mir half, meinen prallen Koffer zu verschließen. Kaum zu glauben: Im Moment meiner Abfahrt tauchte doch noch ein Bellboy auf und brachte mir die gewünschten Postkarten mit Europa-Frankierung, die ich Dank der Holperstrecke erst am Flughafen mit kurzen Worten versehen konnte. Daselbst hatte mich zunächst eine Art Papua Napoleon abgelenkt, der vor der Abflughalle in prächtigem Kriegsschmuck zu besichtigen war. Der Abflug fand denn auch fast auf die Sekunde genau statt und auch der Flug zurück in die Zivilisation verlief planmäßig. Unterwegs sprach mich ein Franzose an, der mein Bild am Morgen in der Zeitung gesehen hatte. Ein Phänomen, das auch nur in Ländern möglich ist, in den die Informationsquellen ansonsten eher rar sind. In Singapur hatte ich mich im Berjaya Hotel in der Duxtonstreet einquartiert, das mit seiner spätviktorianischen Ausstattung geradezu ein Kleinod ist. Viktorianisch war, wie sich wenig später herausstellte, auch die technische Ausstattung: Fehlende Steckdosen sowie ein ausgesprochen mangelhafter Internetzugang. Wer jedoch auf beides vorübergehend verzichten kann, dem sei das Hotel, das ruhig am Rande von Chinatown gelegen ist, wärmstens empfohlen. Eines garantiert es: ein absolut ungewöhnliches Singapur Feeling.

 

14.05.2008   Wieder Bangkok.

 

 

Das unvergnügliche Leben zwischen Pool und Meeresfrüchtebuffet hat mich wieder!

 

 

22.05.2008    Resümee

 

Vor zwei Tagen schrieb mir einer unserer Freunde, Thomas,  „noch eine persönliche Frage: Welches Gefühl ist das, selbst ein Teil der Geschichte von Bougainville zu sein - zu werden? Ich hatte beim Lesen Ihrer Tagebucheinträge nicht nur einmal eine Gänsehaut - so emotional bewegend fand ich diese.“ Darauf möchte ich Thomas gerne wie folgt antworten: Natürlich freut es einen Autor, wenn seine Worte derart gelingen, dass sie den Leser in ihren Bann ziehen. Indes: ich habe nicht das Gefühl, Teil der Geschichte Bougainvilles zu sein oder gar werden zu können. Auch ein spezieller Kult um meine Person, so wie er mir vor allem von einigen Mininggegnern gerne unterstellt wird, liegt mir völlig fern. Die, die mich näher kennen, werden das bestätigen können. Allerdings:  es gehört zu meinen Aufgaben, im Interesse der ESBC unsere Gesprächspartner zu beeindrucken. Je höher der Respekt, den wir genießen, je gewichtiger unser Wort, das wir sprechen. Und das Wort eines Präsidenten wird eben gemeinhin höher bewertet als das eines Sprechers. So einfach ist das. Zudem öffnet eine gewisse Prominenz auch Türen, die sonst verschlossen blieben. Im Interesse unserer Sache ist es also von hoher Wichtigkeit, ein wenig Eindruck zu schinden. Dass eine solche Prominenz nicht nur Vorteile, sondern manchmal auch Risiken birgt, möchte ich hier auch einmal vermerken: So wäre es mir derzeit wohl kaum möglich ohne Gefahr für Leib und Leben nach Bougainville zu reisen, auch wenn einige uns wohl gesonnene Landowner meinen, mir passiere schon nichts. Offen gestanden: das möchte ich gar nicht erst ausprobieren so lange auf der Inseln noch verstörte Gemüter wie etwa der Schreiber dieses Leserbriefs im Post-Courier vom 22. Mai 2008 frei herumlaufen. Dieser schreibt: „The recent arrival of a so- called representative from European shareholders of Bougainville Copper (ESBC) is in fact another angel of death posing to bring restoration to the trouble torn island of Bougainville. He stressed that he came to convey the European shareholders’ message for an immediate commencement of Bougainville Copper Limited (BCL) to start mining on the island. Does Axel Sturm know that the people of Bougainville are still awaiting for compensation to be paid by BCL for the thousands of lives and properties lost or damaged as well as the lost opportunities? Does he know that BCL will never again set foot on the island now and in the years to come unless the inhabitants are compensated? Does he know the history of the Bougainville mine ? Mr Sturm or any other interested foreign elements should refrain from discussing this sensitive issue on Bougainville.” Dass die Bougainville Krise vornehmlich den Unabhängigkeitsbestrebungen der Inselbevölkerung geschuldet ist und BCL wegen ihres zweit größten Anteilseigners PNG in den Strudel der Ereignisse gezogen wurde: davon kein Wort. Dass ca. 90 Prozent der Toten, die es gab, wegen mangelnder medizinischer Versorgung im Rahmen des Lieferembargos durch PNG zu beklagen sind. Auch davon kein Ton. Zudem wird zu allem Überfluss an Geschichtsklitterung BCL verantwortlich gemacht für die Zerstörung von Eigentum. Auch das ist gelogen. Im Gegenteil: Die Aufständischen haben die Einrichtungen unseres Unternehmens mutwillig zerstört und einen Schaden in Millionenhöhe angerichtet. Auch ein Großteil der Umwelt- und Folgeschäden geht auf das Konto dieser Terroristen. All diese, von mir aufgezählten Fakten wurden von den Landownern in unseren langen Gesprächen bestätigt. Wie unsinnig und bigott diese Wenigen in Bougainville noch denken, zeigt ein Artikel über die Kräfte der Vernunft, die sich, dem Himmel sei Dank, zunehmend Gehör verschaffen, der am selben Tag in derselben Zeitung veröffentlicht wurde. Darin wird BCL ausdrücklich dazu aufgefordert, nach Bougainville zurück zu kehren. Das lässt den Leserbrief verblassen.

 

Doch zurück zu meinen Eindrücken, die ich in Port Moresby gesammelt habe: Erst einmal zum Verkehr. Verkehrsregeln in unserem Sinne scheinen nicht zu existieren. Zumindest beim Überholen geht es gnadenlos mal links, mal rechts vorbei und hohe Aufmerksamkeit ist überlebenswichtig. So gesehen scheinen Parallelen mit der Politik und Wirtschaft des Landes naheliegend. Eberhard Pfeiffer riet etwa, bei einem Unfall auf jeden Fall sofort das Weite zu suchen und die nächstgelegene Polizeistation anzufahren. Als Tourist wird man wohl kaum wissen, wo diese ist. Und selbst dann kann es kritisch werden, denn Polizisten sind Bakschisch auch nicht unabgeneigt.  Eine Folge dieser Verkehrsverhältnisse: In ganz Port Moresby habe ich kein einziges Werbeschild von Hertz, Budjet, Sixt oder Avis gesehen. Offensichtlich können Autovermieter in PNG keine Geschäfte machen!

 

Geschäfte mit Touristen sind überhaupt so eine Sache: Für reine Andenkenjäger empfiehlt es sich ohnehin Port Moresby nur anzufliegen, in den am Flughafen versammelten Andenkenshops einzukaufen und wieder ins Flugzeug zu steigen. In der Stadt habe ich jedenfalls keinen solchen Shop entdecken können. Selbst der Erwerb simpler Postkarten war eher ein Abenteuer, denn ein Vergnügen. Wenn ich es recht erinnere war da selbst die ehemalige „DDR“ noch touristenfreundlicher. Und an diese wird man bei der Fahrt  durch POM an allen Ecken und Kanten erinnert: Jedes einigermaßen gepflegte Einfamilienhaus ist mit einer Art „Zonengrenze“ eingezäunt, hohe Mauern, Rasierklingenstacheldraht, Scheinwerfer, Kameras und Wachpersonal inklusive. Eine Stadt im Belagerungszustand. Zwar versichern mir alle PNG-Kenner, dass das Leben auf dem Lande vollkommen anders sei, aber schon der erste Eindruck macht nicht zwingend Lust auf mehr. Auch Berichte über Frauen, die als Hexen verbrannt werden (kein Witz!!!), weggespülte Highways, Überfälle marodierender Banden etc. sind wenig motivierend.

 

Wer indes Goldgräbermentalität sucht, der wird sie hier in Urform finden können inklusive allem, was dazu gehört. Nur die Maschinen sind moderner geworden. Allerdings muss jedes Unternehmen, das sich vor Ort engagiert seine eigene Logistikkette aufbauen, um überhaupt arbeiten zu können. Service im Land ist kaum zu erwarten. Der arme Pfeiffer muss sich zum Beispiel einen Generator in Australien kaufen, weil im ganzen Land kein einziger aufzutreiben ist. Erstaunlich in einem Land, in dem alle Nase lang der Strom ausfällt. Aber wiederum auch symptomatisch für PNG. Dass überhaupt  noch Autos herumfahren ist vermutlich der Bastelleidenschaft und den Improvisationskünsten der örtlichen Mechaniker zu verdanken.

 

Generell scheinen die Bewohner PNGs weniger Lebens- als Überlebenskünstler zu sein. Markenkult wie in anderen Schwelleländern schon an der Tagesordnung findet man nicht. Definiert sich heute im Jahre 2008 so die Grenze zwischen Entwicklungs- und Schwellenland? Während in den meisten aufstrebenden Ländern – PNG könnte wegen seines immensen Reichtums an Bodenschätzen dazu gehören – die gesellschaftliche Entwicklung vom Motor Wirtschaft angetrieben wird und die Politik nur lenkend den Entwicklungsprozess begleitet, scheint die Allmacht der Politiker hier allgegenwärtig. Beispiel Hotels: Neue Projekte des Beherbergungsgewerbes liegen brach und die wenigen Platzhirsche im Lande können Fantasiepreise für ihre spärliche Dienstleistung verlangen. Von effizienter Mitarbeiterschulung keine Spur. So wie im Hotelgewerbe sieht es auch in anderen Bereichen aus. Ausbildung ist eher die Ausnahme. Kein Wunder: Zum x-ten Male reklamiert die Lehrerschaft die Zahlung ihrer ausstehenden Gehälter. Diese sind vermutlich in der Zwischenzeit schon anderweitig verplempert worden, sollten sie nicht gleich in den Taschen einzelner Großkopferter geflossen sein.

 

Insgesamt bieten Hauptstadt und Staat eines der rohstoffreichsten Länder der Welt ein Bild des Jammers. Ein Glück für die Bevölkerung, dass das Land so fruchtbar ist. So sind die meisten recht wohlgenährt und begrüßen jeden Fremden zumeist mit jenem unwiderstehlichen Strahlen, dass wir gemeinhin aus Prospekten mit Südseeromantik kennen. Und dem kann sich der Reisende schwerlich entziehen und verzeiht deshalb auch gerne so manche Unzulänglichkeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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